Kurgärtnerin Claudia Winterberg

Voller Einsatz für die Blütenpracht im Königlichen Kurgarten

 

Für Claudia Winterberg war es Liebe auf den ersten Blick. „Es war so ein toller Herbsttag, das Laub war schon verfärbt – da hat es mich einfach erwischt.“ Sofort sagte sie ihr nächstes Bewerbungsgespräch an der Nordseeküste ab. Der Süden hat sich mit seinem satten Grün bei der Zierplanzengärtnerin aus Sachsen-Anhalt klar durchgesetzt.

Seit rund 15 Jahren pflegt nun Claudia die Blütenpracht in der Kurgärtnerei Bad Reichenhall in Bayern. Als Zierpflanzengärtnerin kümmert sie sich um das feine, blumige Antlitz der denkmalgeschützten Gartenfläche. Das Blumenmeer vor der Alpenkulisse, die Anzuchthäuser und die 280 Gefäße in der Rupertustherme umsorgt sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen. Egal, ob das Thermometer über 30 Grad klettert oder es sinnflutartig regnet, im Gärtnereibetrieb gibt es immer etwas zu tun.

„Die Pflanze möchte schon jeden Tag ihren Gärtner sehen“, sagt Claudia. Trotz moderner Technik bestimmt ein althergebrachtes Messgerät, ob sie die Bewässerungsanlage betätigt oder nicht. Ihr Finger in der Erde verrät ihr mehr als jede digitale Anzeige. Nach Jahren an Erfahrung erfühlt sie die Bedürfnisse der Pflanzen. Manchen Arten sieht sie den Durst regelrecht an den Blättern an.

So viel Erfahrung ist nötig, wenn man wie sie ihre Schützlinge vom Saatkorn bis zur fertigen Zierpflanze begleitet. Die Kurgärtnerei gehört zu den wenigen Betrieben, die ihren Azubis jeden Schritt in dieser Entwicklung beibringt. Selbst das Substrat mischen die Gärtner selbst nach einem alten Rezept an. Nur so können sie kontrollieren, was im Nährboden landet. Nur wenn die Pflanzen in der Mischung des Hauses wurzeln, treiben sie die schönsten Blüten und Blätter. „Das Rezept ist natürlich geheim und wird nicht verraten. Auch nicht für viel Geld“, sagt Claudia.

Der Geruch dieser frischen Erde findet in Claudias Gärtnerherzen einen besonderen Platz. Wenn sie ihre Hände hineingräbt, spürt sie oft noch die von den Bodenbakterien erzeugte Wärme. So ein Gefühl kann keine Computertastatur erzeugen. Und noch ein zweiter Moment erhellt ihr den Tag im Kurgarten: „Wenn wir ein Beet fertiggestellt haben, alles steht perfekt da, die Kurgäste spazieren durch die Anlagen und loben uns direkt.“ Die netten Worte der Besucher sind wie Applaus für das Werk des Teams.

Viele Hände helfen zusammen, damit jeden Frühling 30.000 Sommerblumen in 30.000 vorgefüllten Kulturtöpfen landen und jede Pflanze ihren Platz im Garten findet. Nicht nur das Außen, auch das Innen muss gepflegt werden. Vormittags kontrolliert Claudia den Pflanzen- und Blumenschmuck in der Therme. Dabei gibt es nur wenige Betriebe, die wie die Rupertustherme auf frisches Grün statt Plastikpflanzen setzen.

Nach Dienstschluss vollziehen diese Innenpflanzen oft eine magische Verwandlung vor Claudias Augen. Wenn sie sich nach einem anstrengenden Tag im Freien hier entspannt und Wärme tankt, verschwinden welke Blätter aus ihrem Gesichtsfeld: „Wenn mir an einem Regentag kalt geworden ist, kann ich mich in der Therme wohlfühlen, aufwärmen, einfach den Tag ausklingen lassen. Dann sehe ich die Therme auch nicht als Arbeitsplatz. Dann bin ich Gast. Dann sehen die Pflanzen auch alle ganz toll aus.“

Irgendwann möchte Claudia über den großen Teich nach Südamerika fliegen und Weihnachtssterne in ihrer natürlichen Größe von zwei bis drei Metern bestaunen. Aber um sich wie eine Touristin zu fühlen, muss sie nicht immer gleich den Atlantik überqueren – manchmal reicht es ihr, in den Bus zum Thumsee zu steigen oder mit dem Rad durch die Natur zu fahren. Bad Reichenhall bietet ihr kurze Wege und kräftiges Grün. „Das macht es einfach aus. Ich fühle mich hier sehr wohl und möchte auch gerne dazu beitragen, dass auch andere sich hier wohlfühlen.“

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