Helmut Winklers Lebenslauf liest sich wie ein flotter Galopp durch die Höhen und Tiefen des Lebens. Am Pfeiferhof im Naturpark Weissensee hat er nun seine Berufung gefunden.
Voller Stolz und Ausdruck. Sanftmütig und klug der Blick, prachtvoll der ungebändigte Galopp. Seit Tausenden von Jahren treuer Wegbegleiter des Menschen. Bereits in der Antike wusste man um die unvergleichbare Anmut der Pferde. Xenophon, Schüler des Sokrates, hielt in seiner Reitlehre, welche er circa 350 Jahre vor Christus verfasste, fest: „Und in der Tat, ein Pferd, das sich stolz trägt, ist etwas so schönes, bewunderns- und staunenswürdiges, dass es aller Zuschauer Augen auf sich zieht. Keiner wird müde, es anzuschauen, solange es sich in seiner Pracht zeigt." Bis heute haben diese edlen Tiere nichts von ihrem Anmut verloren. Und jeder, der einmal spüren durfte, wie sich die vertraute Harmonie zwischen Mensch und Pferd anfühlen kann, wird diese Liebe ewig in sich tragen. So war es letztlich auch bei Helmut Winkler vom Weissensee. Doch seine Geschichte beginnt vorerst ganz woanders.
Vom Waisenkind zum Skirennläufer
In Steindorf am Ossiacher See geboren, war er das letzte von 13 Kindern, seine Mutter verstarb zwei Wochen nach seiner Geburt. Der Vater war als Alkoholiker nicht imstande sich alleine um die Kinder zu sorgen, Helmut kam bald darauf in ein Heim. Nach 2,5 Jahren meinte es das Schicksal gut mit ihm, seine Zieheltern Karl und Dora Winkler nahmen ihn mit auf den malerischen Pfeiferhof am Weissensee. Karl war damals ein begnadeter Skirennläufer und so kam es, dass auch Helmut bald erfolgreich auf den Skiern unterwegs war. „Ich fuhr einige FIS-Rennen, auch mal Europacup, aber ich war nervlich zu schwach. Eine schwere Verletzung am Knie besiegelte letztlich das Aus meiner Karriere." Was folgte, war die Ausbildung zum staatlichen Skiführer. Der ehemalige Landesverbandstrainer Bernd Zobel holte Helmut zum Landeskiverband Kärnten, wo er für das Training des Nachwuchses zuständig war. Christian Mayer, Werner Franz, Fritz Strobl – alle lernten unter seinen Fittichen das Skifahren. Durch die eigenen Erfahrungen konnte er sich gut in die Kinder einfühlen, der spätere Erfolg der Rennläufer pflichtete ihm bei. Eines Tages brachte der Anruf des Vaters eine weitere Wendung in Helmuts Leben: „Komm heim. Wir brauchen dich hier am Hof."
Vom Trainer zum Bauer
Eine völlige Umstellung, denn mit der Landwirtschaft hatte er bislang nicht wirklich was am Hut. Und an dieser Stelle traten das erste Mal die Pferde in sein Leben: „Meine Mutter war ein großer Fan von Pferden, daher dauerte es nicht lange, bis Haflingerstute Iris ihren Stall am Pfeiferhof bezog." Das Vertrauen und die Intelligenz dieser Tiere beeindruckten Helmut zutiefst und die Geschichte nahm ihren Lauf: Er informierte sich über alte und besondere Zuchtlinien, fuhr nach Südtirol um in Hafling deren Geschichte bis zum Ursprung zurückzuverfolgen, wälzte Bücher und Magazine, absolvierte das Fahrabzeichen in Bronze und stieg als neuer Obmann des K7, des Pferdezuchtvereins Weissensee, vollends in die Materie ein. Leistungsprüfungssieger, Körungssieger, die dritte Generation selbst gezogener Hengste, Teilnahmen am Europachampionat in Stadl-Paura – Helmuts Haflinger galoppieren seitdem auf der Erfolgslinie. Das Geheimnis liegt für ihn klar in der investierten Zeit: „Ich bin lange im Stall, beobachte die Pferde, entwickle ein Gefühl für jede Einzelne." Nur mit Ruhe kommt man in der Ausbildung weiter, denn wenn Helmut sich über etwas ärgert, drehen ihm auch die Pferde den Rücken zu. „Sie halten mich am Boden und spüren das sofort. Das ist das Schöne. Und wenn ich ruhig bin, dann klappt es, dann sind wir eins. Das ist das Schöne, sie spiegeln deine Seele wider."
Mit dem Pferdeschlitten übers Eis
Diese Leidenschaft teil er mit seinen Gästen: Mit seinen Norikern, einer sanftmütigen, aber starken Pferderasse, ist er im Winter mit dem Pferdeschlitten rund um den Weissensee und am Eis unterwegs: „Bei uns spricht die Natur für sich." Ob lustige Fahrten oder romantische Touren mit einem Gläschen Sekt, Helmut ist flexibel und seine Gäste danken es ihm. Da klingeln die Schellen, da schnauben entspannte Pferde, da lachen Kinder und Erwachsene gleichermaßen im idyllischen Winterparadies. „Den Gast von Ischgl wird man bei uns nicht finden, wir bieten nicht diesen Trubel an, den derjenige sucht. Bei uns steht die Natur im Vordergrund. Wenn der Gast einmal da ist und den Weissensee in all seinen herrlichen Facetten erlebt, kommt er immer wieder. Hier findet jeder seinen Platz zum Erholen." Und die Philosophie dahinter stimmt: Ein attraktives Verkehrskonzept, ein naturbelassener, sanfter Tourismus, der mit Preisen und Awards belohnt wurde und mit steigenden Gästezahlen. Denn trotz des Erfolges bleibt man hier am Boden der Tatsachen, wie Helmut weiß: „Wir sind authentisch: Was wir haben, das bieten wir an. Nicht mehr, nicht weniger."